Mumbai    (2/3)

Mumbai ist die Boomstadt des Subkontinents, die Stadt von der die Massen in ganz Indien träumen, eine Stadt der Superlative. Alles ist hier am größten, die Not und das Elend, die Slums, der Verfall der städtischen Infrastruktur, aber auch die internationale Verbreitung der "Bollywood" Filme und die Bedeutung der Börse.

Mumbai erlebt als eine Megastadt der dritten Welt unkontrollierbare Zuwanderung vom Land, gewaltige Infrastrukturprobleme, riesige Slumsiedlungen (etwa 55% der 18 Millionen Einwohner wohnen in 2500 Slums) und einen permanenten sozialen Überlebenskampf. Wie der indischen Autor Suketu Mehta schreibt, liegen die Erste und die Dritte Welt innerhalb der selben Stadt dicht beisammen und prallen aufeinander (Claaßen 2008, Mehta 2007, Petersen 2007).

Woher kommen die Migranten?

Ein Kennzeichen Mumbais ist, dass das Kerngebiet der Megastadt "pockennarbig von Squattersiedlungen durchzogen" ist. Unglaublich hohe Bevölkerungsdichten und das Emporschnellen der Bodenpreise habe in der überfüllten Stadt dazu geführt, dass sich neue Bewohner zunehmend in minderwertige (z. B. unmittelbar an Straßenrändern, Bahndämmen, Abwasserrohren und Straßengräben), überschwem-mungsgefährdete und damit zugleich gesundheits-schädigende "Wohn"gebiete niederlassen. In manchen Teilen der Stadt liegt die Bevölkerungsdichte über 30 000 Ew./km² (Bronger 2004, Claaßen 2008).

Satellitenbild und Luftaufnahme von Mumbai

Satellitenbild von Mumbai, Juli 2002
Satellitenbild von Mumbai, Juli 2002.
Quelle: NASA Visible Earth
Luftaufnahme Mumbais 2008
Luftaufnahme Mumbais 2008.
Foto: Tobias Majer

In solchen Marginalsiedlungen herrscht eine absolut unzureichende (soziale) Infrastruktur. Über 100 Menschen teilen sich eine Toilette, fast 200 einen Wasseranschluss. Kaum eine Hütte besitzt einen eigenen Stromanschluss. Neben der bedrückenden Enge, dem täglichen Kampf gegen Unrat, Gestank, Ungeziefer, Hitze und Überschwemmungen, charakterisieren vor allem die Unsicherheit der Wohnbesitzverhältnisse die Situation in den Slums (Bronger 2004).

Straßenszene in Mumbai
Straßenszene in Mumbai.
Foto: Tobias Majer
Blick auf die Bucht von Mumbai
Blick auf die Bucht von Mumbai.
Foto: Tobias Majer

Immer wieder greifen indische Stadtverwaltungen zu dem Mittel der "Flächensanierung" innerstädtischer Marginalsiedlungsgebiete. Ganze Wohnviertel werden in nächtlichen "Blitzaktionen" von Bulldozern niedergewalzt und die Bewohner mit LKW an den Stadtrand abgeladen. Da die Bewohner dieser Marginalsiedlungen auf die Verdienstmöglichkeiten in den Innenstadtbereichen angewiesen sind, kehren sie wieder in die selben Gebiete zurück. Allein in Mumbai werden bis zu 80 000 illegale Hütten jährlich zwangsgeräumt. Es ist keine Seltenheit, dass Hüttenbewohner innerhalb weniger Jahre ihre Behausung sieben- oder achtmal wieder aufbauen müssen (Bronger 2004).

Pavement dwellers

Die Stadtplaner möchten in einer "Vision Mumbai" die Stadt bis 2013 "zu einer Stadt mit Weltniveau" machen. Dabei braucht Mumbai dringender eine drastische Verbesserung der elementaren kommunalen Leistungen, wie ein Ausbau des Straßen- und Abwassernetzes sowie des städtisches Transportwesen. Außerdem muss die medizinische Versorgung und Sicherheit der meisten Bürger verbessert werden (Bronger 2004).

Tasks: 1. Erläutern Sie die Entstehung von Slums und ihre Verbreitung in Mumbai bzw. in Entwicklungsländern.
2. "Slums können auch zum Nährboden für Extremisten werden". Bewerten Sie dieses Zitat von Suketu Mehta.
3. Gibt es solche Marginalsiedlungen auch in Industrieländern? Warum bzw. warum nicht?