2. Ölverschmutzung

Fallstudie: Die Ölkatastrophe der Sea Empress

Zoom Sign
Die auf Grund gelaufene Sea Empress
Das am 15. Februar 1996 vor St. Anne's Head am Eingang zu Milford Haven (Wales) auf Grund gelaufene Tankschiff Sea Empress.
Aufgrund der starken Winde (>15 Knoten -7.5 m s-1) konnte das Schiff nicht wieder zum Laufen gebracht werden. Bevor es nach sechs Tagen in den Hafen geschleppt werden konnte, liefen ca. 73.000 Tonnen Rohöl in die Nordsee.
Foto: International Tanker Owners Pollution Federation (ITOPF).

Am 15. Feburar 1996 lief das Tankschiff Sea Empress vor der Küste von St. Anne' s Head am Eingang von Milford Haven in Pembrokeshire, Wales, auf Grund. In den nächsten 7 Tagen liefen 72.000 Tonnen leichtes Rohöl vom Forties-Ölfeld in der Nordsee ins Meer. Auch die Treibstofftanks des Schiffs schlugen Leck.

Zoom Sign
Luftbild der Klippen am St Anne's Head
Luftbild der Klippen am St. Anne's Head, wo die Sea Empress auf grund lief.
Foto: Countryside Council for Wales.

Aufgrund starker Winde konnte die Sea Empress über mehrere Tage nicht wieder zum Laufen gebracht werden. Am 21. Februar nahm der Wind ab und das Schiff konnte nach Milford Haven geschleppt werden, wo es weiterhin Öl und Treibstoff verlor bis die Tanks schliesslich leer gepumpt waren. Ein Großteil dieses Öls erreichte die Wattbereiche südlich des Hafens, einem Gebiet mit hohem ökologischen Wert.

Zoom Sign
CASI-Bild: braune Ölstreifen vor St. Anne's Head
Öl auf der Meeresoberfläche nahe St. Anne's Head
Ausschnitt eines CASI-Bilds vom St. Anne's Head wo die Sea Empress auf Grund lief. Das Bild wurde am 21. Februar aufgenommen, dem Tag, an dem das Schiff wieder flottgemacht und nach Milford Haven geschleppt wurde. Ein dicker Ölfilm, der von der Unfallstelle südwärts fließt ist in Form brauner Streifen zu sehen, die sich an der Strömung ausrichten. CASI (Compact Airborne Spectrographic Imager) misst reflektiertes Sonnenlicht im sichtbaren und im nahen Infrarot-Bereich.
Quelle: UK Environment Agency / National Oceanography Center Southampton

Die Küste von Pembrokeshire wird von Touristen und Einheimischen gleichermaßen für ihre besondere natürliche Schönheit und die dort lebenden Tiere und Pflanzen geschätzt. Aufgrund der Jahreszeit, der Windrichtung und effektiver Aufräumarbeiten konnten die Auswirkungen der Ölkatastrophe für die Umwelt reduziert werden. Negative Effekte für die Fischerei, den Tourismus und die Tierwelt blieben aber dennoch nicht aus. Überwinternde Vögel, die auf Nahrungssuche in den Wattbereichen und im küstennahen Meer angewiesen waren, waren besonders stark betroffen.

Das Schicksal des Öls

Etwa 40% des Leichtöls verdunsteten oder wurden vom Wind auf der Meer fortgetragen. Weitere 28% wurden durch die Bewegungen von Wellen und Strömungen in der Wassersäule verteilt bzw. im Wasser gelöst. Die mechanische Entfernung des Öls aus dem Meer wurde durch die starken Winde behindert, so dass nur etwa 1-2% des Öls geborgen werden konnten. Das Sprühen von Dispersionsmitteln war jedoch sehr erfolgreich: etwa 24% des Öls wurden chemisch zerstreut (dispergiert). Die verbleibenden 5-7% des Öls erreichten die Küste und verteilten sich über eine Länge von 200 km. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 4-5 Tausend Tonnen Öl in etwa 11-16 Tausend Tonnen Wasser-in-Öl-Emulsion umgewandelt worden.

Beobachtung des Ölteppichs mit Hilfe von Fernerkundungsmethoden

Zoom Sign
CASI-Bild: Öl leckt aus der Sea Empress als sie in Milford Haven angedockt ist
CASI-Luftbild der Sea Empress am Kai von Milford Haven.
Dieses Bild wurde am 21. Februar aufgenommen kurz nachdem das Schiff in den Hafen gebracht worden war. Eine Ölsperre, die einen Teil des Öls eindämmen sollte, ging verloren und driftete in Richtung der Südküste. Dickere Ölschichten erscheinen im Bild als braune oder rote Streifen, dünnere Schichten erscheinen als leuchtend blaues Schimmern. Quelle: UK Environment Agency / V.Byfield, National Oceanography Center Southampton

Unterstützung für die Aufräumarbeiten aus der Luft

Die Überwachung des Gebietes aus der Luft wurde von geschulten Einsatzkräften durchgeführt, die visuelle Beobachtungen durchführten. Zusätzlich kamen Seitensichtradargeräte (Sideways-Looking Airborne Radar, SLAR) sowie Kameras, die im ultravioletten und im thermischen Infrarotbereich aufnehmen, zum Einsatz. Die Ergebnisse der Videoaufnahmen wurden bereits im Flugzeug vor Ort gesichtet. Auf diese Weise konnten die Einsatzkräfte vom Überwachungsflugzeug aus zu den Gebieten geschickt werden, wo die mechanische Beseitigung des Ölteppichs bzw. das Ausbringen von Dispersionsmittel am effektivsten war.

Umweltverträglichkeitsstudie

Zoom Sign
CASI-Bild von Milford Haven mit der Sea Empress und Ölstreifen in Angle Bay
CASI-Luftbild der Sea Empress am Kai von Milford Haven am 27. Februar 1996.
Die Tanks sind bereits entleert worden und das Schiff verliert kein Öl mehr. Im Süden, in Angle Bay, sind immernoch schimmernde Streifen dünnen Ölfilms auf der Wasseroberfläche sichtbar.
Quelle: UK Environment Agency / V.Byfield, National Oceanography Center Southampton

An zwei Tagen, am 22. und am 27. Februar, wurden zusätzliche Beobachtungen von einem zweiten Flugzeug aus durchgeführt. Dieses Flugzeug der Umweltagentur Groß Britanniens war mit einer Videokamera ausgestattet, die im thermischen Infrarotbereich aufzeichnet, sowie mit einem CASI (Compact Airborne Spectrographic Imager), einem Instrument, das von der Wasseroberfläche reflektiertes Licht im sichtbaren und nahen Infrarotbereich misst.

Die CASI-Daten wurden nicht zur Koordination der Aufräumarbeiten genutzt. Vielmehr wurden sie später mit Daten kombiniert, die vom Flugzeug der Küstenwache aufgenommen wurden sowie mit Satellitendaten des ERS und RADARSAT, um die geographische Ausbreitung des Ölteppichs zu erfassen und das Ausmaß der Verschmutzung in den betroffenen Gebieten zu kartieren. Diese Folgenabschätzung wurde später auch genutzt, um den Einsatz von Fernerkundungstechniken bei zukünftigen Öleinleitungen zu verbessern.

Satelltengestützte Radarbilder

Zoom Sign
RADARSAT-Bild
RADARSAT-Bild vom 22. Februar 1996.

Öl ist auf Radarbildern sichtbar, weil es die Rauigkeit der Meeresoberfläche herabsetzt und damit das Radarsignal zurück zum Sensor reflektiert. Als Resultat erscheint das Öl dunkel. Es ist jedoch zu beachten, dass auch Gebiete mit wenig Wind dunkel erscheinen, da auch an diesen Stellen die Oberflächenrauigkeit niedriger ist als an Stellen mit Wellenbewegungen.

In diesem RADARSAT-Bild sind zwei größere Gebiete mit 'dunklem' Wasser zu sehen, eines in Milford Haven, das andere in Carmarthen Bay. Von anderen Beobachtungen war bekannt, dass es in Milford Haven Öl auf der Wasseroberfläche gab, ansonsten hätten die dunklen Bereiche auch das Resultat der vor Wind geschützten Lage sein können. Ohne zusätzliche Informationen kann also nicht entschieden werden, ob es sich bei den dunklen Stellen auf einem Radarbild um Öl oder um windgeschützte Bereiche handelt.

Quelle: RADARSAT / UK Environment Agency

Satellitenbilder kamen bei den Aufräumarbeiten nicht zum Einsatz. Im Jahr 1996 war die Detektion von Öl mit Hilfe von Radarsensoren noch in einem experimentellen Stadium der Forschung und das prozessieren der Daten dauerte zu lange als dass sie für die Planungen der Maßnahmen im Kampf gegen das Öl hätten von Nutzen sein können.

Zoom Sign
ERS-SAR-Bild
ERS 1-SAR-Bild vom 26. Februar 1996.

Verölte Gebiete und Gebiete mit wenig Wind erscheinen in SAR-Bildern dunkel. In diesem ERS-SAR-Bild ist 'dunkles Wasser' wiederum in Milford Haven und in Carmarthen Bay zu finden. Von anderen Untersuchungen war bekannt, dass es noch Öl in Milford Haven gab. Ohne dieses Wissen wäre die naheliegendste Erklärung gewesen, dass der Hafen dunkel erscheint, weil er vom Wind geschützt ist.

Dies war am Tag bevor das verbleibende Öl an den westlichen Stränden in Carmarthen Bay an Land gewaschen wurde. Die Form der dunklen Linien lässt auf Öl schließen. Die großen dunklen Flächen in der Bucht kommen vermutlich durch geringe Windestärken im Lee des Festlandes zustande.

Quelle: ESA / UK Environment Agency

Einige Radarbilder vom ERS Satelliten der Europäischen Weltraumagentur und vom kanadischen RADARSAT zeigten das Öl auf der Wasseroberfläche. Diese wurden im Nachhinein für weiterführende Studien herangezogen. Zwei dieser Bilder sind links zu sehen.

Nachdem die Aufräumarbeiten abgeschlossen waren gab die Umweltagentur Groß Britanniens (UK Environment Agency) eine Studie in Auftrag, die alle zur Verfügung stehenden Fernerkundungsdaten auswerten und Empfehlungen für zukünftige Vorfälle dieser Art erarbeiten sollte. In dieser Studie wurde gezeigt, dass die besten Ergebnisse erzielt werden, wenn Daten unterschiedlicher Sensoren zu Rate gezogen werden. Während satellitenbasierte Daten einen Überblick geben, liegt die Stärke von flugzeuggestützten Daten im Detail und der schnellen Verfügbarkeit.

Zoom Sign
CASI-Bild
CASI-Bild mit Öl auf der Wasseroberfläche im gebiet von Tenby in Carmarthen Bay am 27. Februar 1996.
Dieses Luftbild des Gebietes von Tenby im Westen des Carmarthen Bay wurde mit Hilfe des CASI-Sensors der Umweltagentur Groß Britanniens aufgenommen. Das Bild entstand an dem Tag, an dem das Öl in diesem Gebiet an die Küste geschwemmt wurde. Das Bild zeigt einen Wirbel dicken emulgierten Öls (rot und schwarz) und Gebiete feinverteilten (dispergierten)Öls (grün). Zwei Öl- und Schadstoffbekämpfungsschiffe, die versuchen die Emulsion aufzunehmen bevor sie die Küste erreicht, sind als kleine Punkte zu erkennen.
Quelle: UK Environment Agency / V.Byfield, National Oceanography Center Southampton
Zoom Sign
Infrarot-Wärmebild
Infrarot-Wärmebild des Gebietes um Tenby aufgenommen am selben Tag wie das CASI-Bild (s.o.).

Dieses aus einem Video entnommene Wärmebild wurde gedreht, so dass die Nordseite nach oben zeigt und einen Vergleich mit dem CASI-Bild ermöglicht. In diesem Bild sind dickere Ölschichten zu erkennen als helle Wirbel, die am Rand dunkelgrau und damit dunkler als das umgebende Wasser sind. Das feinverteilte (dispergierte) Öl, das in dem CASI-Bild zu sehen ist, kann von der Wärmebildkamera nicht erfasst werden.

Die helle Farbe ist das Resultat einer dickflüssigen Emulsion, die vom Sonnenlicht zu einer Temperatur erwärmt wurde, die über der des Wassers liegt. Dünnere Ölschichten geben die Wärme schneller wieder ab und sind daher nicht wärmer als das Wasser. Sie erscheinen dunkel, weil Öl ein geringeres Strahlungsvermögen hat (es gibt bei gleichen Temperaturen weniger Strahlung ab).

Source: UK Environment Agency / V.Byfield, National Oceanography Center Southampton

Flugzeuggestützte Sensoren im Vergleich

Radar-, Ultraviolett-, optische (sichtbar und im nahen Infrarot) und Wärmesensoren sind empfindlich für verschiedene Ölfilmdicken.

Radarsensoren können sehr dünne Ölfilme messen.
Ultraviolettsensoren können Ölfilme messen, die dicker als 0.01-0.05 Mikrometer sind. Öl erscheint heller als Wasser, wobei die helligkeit mit zunehmender Ölfilmdicke zunimmt.
Optische Sensoren können relative Ölfilmdicken von etwa 2-500 Mikrometer und im Wasser feinverteiltes (dispergiertes) Öl messen.
Wärmesensoren (thermisches Infrarot) können relative Ölfilmdicken von etwa 50 Mikrometer messen.

Auf den Bildern rechts ist dasselbe Gebiet mit Öl auf der Wasseroberfläche zu sehen (nahe Tenby), das sowohl mit optischen als auch mit Wärmesensoren gemessen wurde. Heutzutage gehört in Groß Britannien die Erhebung solcher Daten zu den Routine-Maßnahmen, die in Folge eines Ölunfalls eingeleitet werden. Die Messergebnisse werden nicht nur für die nachträgliche Folgenabschätzung verwendet, sondern auch in Simulationsmodellen eingesetzt, um Voraussagen über die Bewegungen eines Ölteppichs machen zu können, der von Wind und Wellen transportiert wird.



Zoom Sign
Karte der Region
Karte von Südwales und dem Bristolkanal (Bristol Channel).
Die Unfallstelle nahe St. Anne's head ist mit einem Kreuz markiert. Nahezu direkt nach dem Unfall trieb Öl in den Hafen Milford Haven. Der Ölteppich, der sich von Skomer südwärts in den Bristolkanal Richtung Lundy erstreckte, wurde von einem Überwachungsflugzeug aus mit einem Radarsensor erfasst. Später in der Woche erreichte das Öl Carmarthen Bay.
Quelle: P.Dyrynda, School of Biological Sciences, University of Wales Swansea, UK
Zoom Sign
Entfernung des Ölteppichs
CASI-Bild der Aufräumarbeiten auf See im gebiet von Tenby im Carmarthen Bay am 27. Februar.
In diesem Ausschnitt eines CASI-Bilds erscheint die dickflüssige Öl-Emulsion an der Wasseroberfläche schwarz und grün. Dünnere Ölschichten und im Wasser dispergiertes (feinverteiltes) Öl erscheint grün. Das Öl- und Schadstoffbekämpfungsschiff ist an der Spitze des Ölteppichs zu sehen. Ölsperren und Abschöpfeinrichtungen werden eingesetzt, um die Öl-in-Wasser-Emulsion zu entfernen.
Quelle: UK Environment Agency / National Oceanography Center Southampton


Maßnahmen zur Bekämpfung des Ölteppichs

Die Maßnahmen zur Bekämpfung des Ölteppichs wurden von der Marine Pollution Control Unit (MPCU), der 'Einheit zur Kontrolle von Meeresverschmutzung' der Küstenwache Groß Britanniens, koordiniert. Auf dem Meer wurden die Aufräumarbeiten von einem Überwachungsflugzeug aus gesteuert. Die Einsatzkräfte wurden dorthin geschickt, wo der Ölfilm besonders dick war und das Öl daher gut eingedämmt, abgeschöpft oder mit Dispersionmitteln behandelt werden konnte.

Zoom Sign
Aufräumarbeiten am Strand
Aufräumarbeiten am Strand im gebiet von Saundersfoot in Carmarthen Bay.
Der Großteil des Öls in diesem Gebiet kam am 27. Februar an Land. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich bereits eine Wasser-in-Öl-Emulsion gebildet mit einem Volumenanstieg von mehr als 50%. Aufgrund der Kälte war das Öl relativ fest und konnte leicht von Sand und Steinen abgekratzt werden.
Quelle: P. Dyrynda, University of Wales, Swansea

Für die Aufräumarbeiten an der Küste wurden mehr als eintausend Helfer benötigt (dabei sind die freiwilligen Helfer, die sich um die Rettung von Tieren bemühten nicht mit eingerechnet). Die Arbeiten konzentrierten sich auf Gebiete, die aufgrund ihrer natürlichen Schönheit eine wichtige Rolle für die Freizeit- und Tourismusindustrie spielen. Innerhalb von sechs Wochen waren diese Strände sichtbar sauber und konnten wieder genutzt werden.

Zoom Sign
Karte der betroffenen Küstenlinie von Skomer bis Pendine im Westen von Carmarthen
Karte der betroffenen Küstenlinie von Skomer bis Pendine im Westen von Carmarthen.
Die Küstengebiete, an denen Öl an Land gespült wurde, sind in rot dargestellt. Einige Gebiete waren gleich am ersten Tag betroffen. Dazu gehören Milford Haven und die Gebiete südlich von Skomer und rund um die Unfallstelle am St. Anne' s Head. Die Windrichtung drehte dann auf Nord, so dass das Öl südwärts in Richtung Bristolkanal getrieben wurde. Der Großteil des Öls kam jedoch an Land als sich die Windrichtung am 27. Februar wiederum änderte und das Öl an der Küste von Carmarthen Bay antrieb.
Quelle: P.Dyrynda, University of Wales, Swansea

Um die Ostertage waren nur noch etwa 500 Tonnen Öl an den Stränden und Felsen zurückgeblieben. Einige Aufräumarbeiten waren über die folgenden 18 Monate noch erforderlich, da immer wieder Öl an den Stränden auftauchte.

Insgesamt wurden die ergriffenen Maßnahmen als positiv bewertet und die Schäden waren nicht so groß wie sie hätten sein können. Dafür gab es mehrere Gründe. Zu der Jahreszeit waren weniger Touristen und Vögel betroffen als wenn sich der Unfall später im Jahr ereignet hätte. In der ersten Woche nach dem Unfall trieben starke Winde den Ölteppich von der Küste weg. Die resultierenden Wellen halfen, das Öl im Meerwasser zu verteilen (dispergieren). Diese Voraussetzungen schafften ausreichend Zeit für effektive Aufräumarbeiten auf dem Meer, wodurch die Ölmenge auf der Wasseroberfläche reduziert werden konnte, die später an die Küsten trieb als sich die Windrichtung änderte.

Ein Blick auf zwei vom Öl betroffene Gebiete

Angle Bay, Milford Haven

Zoom Sign
Angle bay
Weideland und Wattflächen im Angle Bay.
Dieses Bild vom Angle Bay auf der Südseite von Milford Haven wurde lange nach dem Ölunfall der Sea Empress aufgenommen. Das Weideland dieser friedlichen Bucht beheimatet viele Pflanzen- und Tierarten, darunter zahlreiche dort nistende Vogelarten. Die Wattflächen, die in der Ferne zu sehen sind, sind eine wichtige Nahrungsquelle für Watvögel.
Foto: Countryside Council for Wales

Angle Bay auf der Südseite des Milford Haven war einer der ersten Strände, die von dem Ölteppich verschmutzt wurden. Das Öl kam am Abend des Unfalltages an Land. Nach wenigen Tagen war der größte Teil des Hafens verölt. Als die Sea Empress am 22. Feburar in den Hafen gebracht wird, verliert sie weiteres Öl aus der Ladung und den Treibstofftanks bevor diese entleert werden können (siehe CASI-Bild links).

Angle Bay und die über 3 km lange Küstenlinie sind gut vor Wind und Wellen geschützt. Die Strände und Wattflächen sind wichtige Nahrungsquelle und Nistgebiet für überwinternde Wild-, Wat- und Zugvögel. Die Bucht, die als 'Gebiet von besonderem wissenschaftlichen Interesse' (Site of Special Scientific Interest, SSSI) ausgewiesen wurde, beheimatet auch das in Groß Britannien selten vorkommende Zwerg-Seegras (Zostera noltii).

Zoom Sign
Aufräumarbeiten im Angle Bay
Aufräumarbeiten im Angle Bay.
Die Aufräumarbeiten begannen am 16. Feburar und dauerten über einen Monat an. Um das Öl zu entfernen wurden Rinnen gegraben, aus denen es in Tankbehälter abgepumpt wurde.
Foto: Countryside Council for Wales

An manchen Stellen ist die Küste von der Straße oder vom Pembrokeshire Küstenweg aus erreichbar. Diese Gebiete sind von hohem touristischen Wert. In der Vergangenheit wurden in der Bucht große Mengen von Krustentieren gefangen und es wurde regelmäßig nach Ködern gegraben.

Die Aufräumarbeiten begannen am 16. Februar mit 20 Einsatzkräften und dauerten bis zum 20. März an. Der größte Teil des Öls wurde aus künstlich angelegten Gräben abgesaugt, Felsflächen wurden mit Hochdruckreinigern abgespült. Als die Aufräumarbeiten Mitte Mai wieder aufgenommen wurden, stellte man fest, dass Öl in die Wattsedimente eingedrungen war und sich leichtflüssiges Schweröl unter einer oberflächlichen Gesteinsschicht ausgebreitet hatte. Ein Teil dieses Öls blieb zurück als die Aufräumarbeiten im Herbst 1996 endgültig beendet wurden.

In Folge der Ölkatastrophe gab es einige Kritik an den Aufräumarbeiten in Angle Bay. Wattflächen sind sehr empfindlich für Zertrampeln durch laufende Menschen und fahrende Fahrzeugen. Die Einsatzkräfte waren darum bemüht, dem Gebiet keinen Schaden zuzufügen. Einige Umweltschützer waren jedoch der Ansicht, die Aufräumarbeiten hätten mehr Schäden verursacht als das Öl selbst und die Wattflächen hätten unberührt gelassen werden sollen um sich selbst regenerieren.

Zoom Sign
Öl an der Oberfläche in der Gegend um Tenby
Öl an der Oberfläche in der Gegend um Tenby im Carmarthen Bay.
Auf diesem Luftbild erscheint Öl an der Oberfläche bräunlich rot vor dem blau der Carmarthen Bay. Das Öl ist bereits nördlich der Landzunge am Ufer angekommen.
Foto: Countryside Council for Wales

Saundersfoot Bay

Der Großteil des Öls, das an die Strände in West Carmarthen gelangte, kam am 27. Februar dort an nachdem die Windrichtung gedreht hatte und große Mengen Emulsion an Land gespült wurden. Viele Strände in dieser Gegend sind bei Touristen sehr beliebt, insbesondere zwischen den Urlaubsorten Tenby und Saundersfort Bay.

Zoom Sign
Angle Bay
Blick vom Saundersfoot Freizeitpark über die Bucht.
Dieses Foto, das später im Sommer gemacht wurde, zeigt warum Saunderfoot Bay bei Einheimischen und Touristen so beliebt ist.
Foto: Saundersfoot Bay Leisure Park

Eine große Aufräumaktion mit 650 Einsatzkräften begann (die für die Rettung von Tieren eingesetzten Menschen nicht mit eingerechnet). Entlang der Küste von Carmarthen Bay gibt es mehrere Arten von Strand, von beliebten Sandstränden bis hin zu Fels- und Kieselküsten mit Klippen. Viele von ihnen sind schwer erreichbar und mehrere sind anfällig für Umwelteinflüsse.

Zoom Sign
Angle Bay
Öl auf dem Gestein in Saundersfoot Bay.
Rötlich braunes emulsifiziertes Öl wird um die Felsen im Saundersfoot Bay spült nachdem die Windrichtung Ende februar gewechselt hatte. Dort wo das Öl den Strand erreicht hat, ist der Sand schwarz. Viele verölte Vögel kamen mit dem Öl an Land. Hunderte Freiwillige halfen die Tiere zu retten.
Foto: P.Dyrynda, University of Wales, Swansea

Der überwiegende Teil des Öls, das die Küsten erreichte war in Wasser-in-Öl Emulsionen gebunden. Bei den kalten Wintertemperaturen war es viskos und steif, so dass es relativ leicht von den Felsen und Sandstränden gekratzt werden konnte. So konnten die Strände rechtzeitig vom Öl befreit werden, bevor die Urlaubssaison begann und die Tourismusindustrie in Mitleidenschaft gezogen worden wäre.

Die Tierwelt, insbesondere die Vögel, waren dagegen stärker beeinträchtigt. Hunderte Freiwillige der RSPCA halfen, die Meeresvögel und andere Tiere zu retten. Die meisten verölten Tiere überlebten nicht. Trotz des Verlustes zeigten spätere Studien aber, dass sich die Populationen nach wenigen Jahren weitestgehend wieder erholt hatten.