Ergänzung 2.11: Auswirkung von Öl auf verschiedene Arten von Küsten
Wenn ausgetretenes Öl die Küstenlinie erreicht, oder in Küstennähe auftritt, können sich die Phänomene der Verschmutzung und der Umhüllung mit Öl auf die Organismen im Gezeitenbereich und auf die vielfältigen menschlichen Aktivitäten, die am Meer stattfinden, auswirken. Seevögel und Säugetiere sind ebenfalls offensichtliche Opfer von Ölverschmutzungen; z.B. zahlreiche Vogelarten, die bei Ebbe ihre Nahrung am Ufer suchen und direkt an der Küste nisten oder marine Säugetiere, die sich an der Küste aufhalten. Die in Felsbecken, auf den Felsen selbst sowie im Sand oder Schlamm lebenden Algen, Fische und Muscheln werden unvermeidbar beeinträchtigt.
Je nach Art der Küste können die Auswirkungen des Öls relativ gering bis sehr dramatisch ausfallen. Die Empfindlichkeit verschiedener Substrate gegenüber Öl ist stark schwankend, von felsigen Küsten bis Kiesstränden, Schotter, grobkörnigem Sand, feinkörnigem Sand bis hin zu Marschen, Korallenriffen und so weiter.
Felsküsten
Exponierte, steile Felsküsten bieten eine ideale Oberfläche, an der große Mengen Öl kleben bleiben können. Sie können recht schnell durch die mechanische Wirkung des Wellenschlags gereinigt werden und werden daher bei Ölverschmutzungen relativ wenig geschädigt.
Einzeln stehende Felsen, die während der Flut oder bei starkem Seegang untergetaucht sind, können ernsthafter beeinträchtigt werden. Die Schädigung durch das Öl ist umso höher, je mehr Felsbecken der Felsen enthält, die reich an Flora und Fauna sind. Dort sammelt sich Öl besonders gut an.
Strände
Bei Stränden aus Schotter, Kies und grobkörnigem Sand handelt es sich um Gebiete, die durch Verunreinigung hoch gefährdet sind. Die meisten Kohlenwasserstoffe können leicht in Zwischenräume gelangen und tief versickern, sodass es praktisch unmöglich wird, sie zu entfernen, ohne die im Sediment lebenden Organismen ernsthaft zu schädigen.
Feinkörnige Sandstrände neigen dazu, Öl an der Oberfläche zurück zu halten. Das Öl hat meist eine zu hohe Viskosität, als dass es durch feine Zwischenräume eindringen und bis in die Tiefe versickern könnte. Öl kann sich an der Hochwassermarke ansammeln und von unterschiedlich dicken Schichten sauberen Sandes überdeckt werden. Das Wachstum des Strandes kann dazu führen, dass Ölschichten mit Sand bedeckt werden. Auf diesem Wege begrabenes Öl stellt ein Problem dar, da die Ölschichten durch Wellen weggespült werden können und dann möglicherweise auch andere Gebiete verschmutzt werden.
Watten and Marschen
Marschen im Einflussbereich der Gezeiten sowie Fischteiche, Austernbänke und Marschen oberhalb der mittleren Tidehochwasserlinie sind ganz besonders empfindlich. Die Netzwerke verschiedener Kanäle begünstigen den Transport von Öl in geschütztere Bereiche, in denen geringe mechanische Belastung herrscht und feinkörniges Sediment vorliegt, welches das Öl für längere Zeit zurückhält. Das Öl beeinträchtigt die Populationen im Sediment lebender Wirbelloser sowie Pflanzenteile, die mit dem Wasser in Kontakt stehen, rasch und schwerwiegend. Bei menschlichen Eingriffen an derartigen Standorten besteht das Risiko einer Störung des Standortes und einer Veränderung des ökologischen Gleichgewichtes. In solchen Gebieten stattfindende Eingriffe sollten daher gut geplant und vorsichtig ausgeführt werden.
Marine Marschen der gemäßigten Zonen sowie tropische Mangrovenwälder sind gegenüber Ölverschmutzungen besonders empfindlich. Die Atmung der Luftwurzeln der Mangroven kann schon durch dünne Ölflecken ernsthaft beeinträchtigt werden. Des Weiteren leben zahlreiche Arten in diesen Gebieten, einige davon dauerhaft, andere nur zu bestimmten Jahreszeiten. Viele Arten kommen hier im Juvenilstadium vor, wenn sie besonders gefährdet sind.
Findet eine Ölverschmutzung eines Mangrovensumpfes während der Jahreszeit statt, in der junge Krabben dort fressen bevor sie sich ins Meer begeben, kann dies für mehrere Monate oder sogar Jahre zu ernsthaften Folgen für die Fischerei an den Küsten und die Biodiversität der umliegenden Umwelt führen.
Korallenriffe
Korallenriffe sind durch Schleim geschützt, der von ihren Polypen ausgeschieden wird. Kleine, isoliert auftretende Ölverschmutzungen überstehen sie daher in der Regel recht gut. Darüberhinaus verbleibt meist eine schützende Wasserschicht zwischen den Korallen und der Oberfläche des Ölteppichs. Trotzdem können wiederholt auftretende Verschmutzungsfälle und großräumige Verschmutzungen der Oberfläche von Riffen (der einzige lebende Bereich des Riffs) einen wesentlichen Einfluss haben. Einige der vielen Arten von Fischen, Wirbellosen und Meeresalgen, die in Korallenlebensräumen vorkommen, können auch dann stark beeinträchtigt werden, wenn die Korallen selbst nur schwach geschädigt wurden.