Ergänzung 2.12: Auswirkung von Öl auf die marine Flora und Fauna (3/3)
Indirekte Auswirkungen
Meerespflanzen und Meerestiere leben nicht getrennt voneinander. Sie entwickeln sich in einer Umwelt, die durch viele verschiedene biologische Interaktionen gekennzeichnet ist. Diese Interaktionen reichen von Räuber-Beute-Beziehungen bis Abhängigkeiten, Symbiosen, Parasitismus und anderen Situationen, in denen ein Lebewesen oder eine Gruppe von Organismen einer Art oder mehreren Arten der Lebensgemeinschaft Schutz bietet oder ein anderes Bedürfnis erfüllt.
Die Individuen aller Organismengruppen - Algen, Bakterien, Wirbellose, Fische, Vögel und Säugetiere - können durch ein Ölunglück beeinträchtigt werden. Alle durch Öl verursachten Schäden, die die Individuen einer Gruppe erfahren, können zu Veränderungen der Struktur und Funktion der biologischen Lebensgemeinschaft führen.
Es lässt sich im Wesentlichen zwischen vier Arten von indirekten Auswirkungen unterscheiden:
- Hungertod von Organismen, deren übliche
Nahrungsquelle verschmutzt ist und für die
keine alternativen Nahrungsquellen verfügbar sind
- Störung bestimmter Interaktionen zwischen
Arten durch die Vernichtung oder die Reduzierung von Individuen
bestimmter Arten
- großräumige Ausbreitung von Organismen, die Beute
jagen, welche in dem Lebensraum üblicherweise von anderen Arten
konsumiert wird
- Veränderung von Lebensräumen entweder durch den Verlust von
Schlüsselarten, wie Seegras oder Mangroven, oder durch die Auswirkungen
von Aufräumarbeiten, wie die Änderung oder Entfernung des
Substrats.
Alle diese Auswirkungen sind vorübergehend. Nachdem durch die Ölverschmutzung ein Ungleichgewicht verursacht wurde, stellt sich die frühere ökologische Balance durch die Verbreitung und Rekolonisation mit widerstandsfähigen Organismen nach und nach wieder ein, d.h. solange keine weitere Ölverschmutzung auftritt. Diese Rückkehr zum Ausgangszustand kann jedoch Jahre in Anspruch nehmen.
Referenzbedingungen
Die Umweltverschmutzung und ihre ökologischen Folgen können nur dann vollends abgeschätzt werden, wenn man sie mit Referenzwerten vergleicht, welche den Zustand vor dem Ölunglück genau wiedergeben. Die Nutzung einer Referenzbedingung ist die einzige Möglichkeit, die kausale Beziehung zwischen dem verschütteten Schadstoff und den daraufhin beobachteten Auswirkungen aufzuzeigen. Die durch die Referenzbedingungen gelieferten Informationen müssen mit den ökologischen Folgen in Zusammenhang stehen, damit ein objektiver Bericht über die Auswirkungen erstellt werden kann.