2. Ökosysteme   (1/6)

Artenvielfalt

Im Bereich der Küste nehmen marine Lebewesen und der Mensch den selben Raum ein und kommen sich deshalb manchmal in die Quere. In diesem Kapitel werden Sie lernen, was ein marines Ökosystem ist und wie dieses System durch den Menschen belastet wird.

Der Begriff der Artenvielfalt, auch als Biodiversität oder biologische Diversität bezeichnet, wird verwendet, um die gesamte Vielfalt des Lebens auf der Erde zu beschreiben. Er beinhaltet nicht nur seltene Arten, wie den Großen Panda, sondern umfasst die Vielfalt aller Lebewesen, vom Menschen bis hin zu Mikroorganismen.

Manta
Mantarochen

Gefährdung der Artenvielfalt

Der Mensch hat großen Einfluss auf das gesamte Leben auf der Erde, leider jedoch nicht immer einen guten. Vielerorts wird die Artenvielfalt durch menschliche Aktivitäten bedroht. Die größten Gefährdungen werden verursacht durch:

  • Habitatverlust
  • Verschmutzung der Küste
  • Invasive Arten
  • Raubbau
  • Menschliche Bevölkerung

Habitatverlust und die Fragmentierung von Lebensräumen sind nach Meinung von Naturschützern als Hauptursachen für den Verlust an Arten zu sehen. Die Rodung  der natürlichen Vegetation für die Schaffung von Flächen für Landwirtschaft, Wohnen und Industrie sowie für den Holzgewinn, die Entwässerung von Feuchtgebieten und die Flutung von Tälern zur Schaffung von Stauseen als Wasserreservoire zerstören diese Habitate und alle dort lebenden Organismen. Darüber hinaus kann die Zerstörung von Habitaten zur Fragmentierung der überbliebenen Lebensräume führen oder die Lebensräume werden so klein, dass sich die Populationen mancher Organismen nicht dort halten können. Manchmal sind die einzelnen Teilhabitate zu weit voneinander entfernt, als dass sich die Organismen zwischen ihnen hin und her bewegen können.

Zoom Sign
Habitat Loss
Alle Rechtecke stellen Krabbenfarmen in einem Vietnamesischen Delta dar, in welchem sich früher einmal ein Mangrovenwald befand. Die getrübten Bereiche im Meer wurden durch Sediment- und Nährstoffausträge von den Farmen hervorgerufen.
Quelle: NASA

Invasive Arten stellen die zweitgrößte Bedrohung der Artenvielfalt auf der Erde dar. Ob absichtlich oder versehentlich eingeführt, nicht-natürliche Arten können schwerwiegende Probleme in den Ökosystemen auslösen, in die sie eindringen. Die Zuwanderung invasiver Arten kann nicht nur eine Beeinträchtigung einzelner Individuen, sondern auch die Erzeugung großer Änderungen der Funktionsfähigkeit des Ökosystems und z. B. das Aussterben vieler Arten zur Folgen haben. Fast alle Ökosysteme der Welt haben unter der Zuwanderung von Arten der verschiedener taxonomischer Hauptgruppen gelitten. Diese Problematik wird sich wahrscheinlich im nächsten Jahrhundert infolge des Klimawandels sowie aufgrund des erhöhte weltweiten Handels und Tourismus verschärfen. Neben der Erhöhung der Risiken für die Gesundheit des Menschen werden auch die eingewanderten Arten auch enorme ökonomische Kosten und anderem in den Bereichen Land- und Forstwirtschaft und Fischerei verursachen.

Über invasive Arten lernen Sie mehr in der Lerneinheit Verschmutzung der Meere.



Durch Verschmutzungen werden derzeit alle Lebensformen, sowohl an Land als auch im Wasser, vergiftet. Sie tragen außerdem zur Klimaerwärmung bei (siehe unten). Jede Chemikalie, die am falschen Ort oder in der falschen Konzentration vorkommt, kann als Schadstoff angesehen werden. Die Sektoren Transport, Industrie, Bergbau, Stromerzeugung, Land- und Forstwirtschaft tragen zum Schadstoffausstoß in die Atmosphäre und somit zu der Verschmutzung von Land und Wasser bei. Die Chemikalien können die Artenvielfalt direkt schädigen oder zu chemischen Ungleichgewichten in der Umwelt führen, die letztendlich zum Tod von Individuen und Arten der Zerstörung von Habitaten führen. In der Lerneinheit Verschmutzung der Meere erfahren Sie mehr über Umweltverschmutzung.

Der Raubbau durch den Menschen fügt den natürlichen Ökosystemen schwere Schäden zu. Zur Ausbeutung der Arten kommt es aus verschiedenen Gründen: Beschaffung von Lebensmitteln (z.B. Fisch), Hausbau (z.B. Bäume), Herstellung industrieller Produkte (z.B. Fischtran, Leder), Tierhandel (z.B. Reptilien, Fische, Orchideen), Mode (z.B. Fell, Elfenbein), traditionelle Medizin (z.B. das Horn des Rhinozeros). Die gezielte Entfernung einer bestimmten Art kann Ökosysteme und alle an sie gebundenen Lebewesen aus dem Gleichgewicht bringen. Außerdem kommen bei der Entnahme einer Art oft auch andere Arten zu Schaden (z.B. Beifang beim Fischen).

Zoom Sign
Complex Ecological relations
Eine indirekter Effekt des Raubbaus ist hier am Beispiel des Dornenkronenseesterns veranschaulicht. (1) Ausgewachsene Dornenkronenseesterne fressen lebende Korallen, solange sich nur ein paar Seesterne von den Korallen ernähren ist dies für die Korallen nützlich, da sie so von beschädigten und ungesunden Teilen befreit werden. (2) Weichtiere, Lippfische und Kugelfische fressen juvenile Dornenkronenseesterne, wodurch deren Population unter Kontrolle gehalten wird. (3) In vielen Gebieten wurden diese Fischarten gefangen, weshalb es zu einer Bevölkerungsexplosion der Dornenkronenseesterne gekommen ist. Dies kann zur völligen Zerstörung eines Korallenriffs führen.
Quelle: VU-IVM

Die Weltbevölkerung wächst mit einer exponentiellen Rate, weshalb es zu den oben angesprochenen Problemen kommt. Es gibt mehr als sechs Milliarden Menschen auf der Erde. Und obwohl Naturkatastrophen, Krankheiten und Hungersnöte enorme Verluste verursachen, werden wir immer besser darin, zu überleben, sodass die Bevölkerung immer weiter wächst. Die Weltbevölkerung hat sich im zwanzigsten Jahrhundert verdreifacht. Trotz einer langsamer werdenden Wachstumsrate wird geschätzt, dass sie sich bis zum Ende des dreiundzwanzigsten Jahrhunderts auf etwa 11 Milliarden Menschen einpendeln wird.

Zoom Sign
Human habitat expansion
Die berühmte Palmeninsel vor der Küste Dubais.
Quelle: Wikimedia Commons