3. Eutrophierung und Gesundheit (1/5)
Eutrophierung
In der Natur handelt es sich bei der Eutrophierung um eine bekannte Erscheinung, die in Süßwasser-Ökosystemen und Salzwasser-Flussmündungen (den Ästuaren) auftritt und tatsächlich Teil des normalen Jahreszyklus vieler Seen und Teiche ist. Die Nährstoffversorgung ist in jedem See oder Teich und jedem Ästuar unterschiedlich. Gewässer, die natürlicherweise mit nährstoffreichem Wasser aus einem Fluss, einem Bach oder einer anderen Quelle gespeist werden, werden als "eutroph" bezeichnet. Das bedeutet, dass sie nährstoffreich sind und daher viele Tiere und Pflanzen beherbergen. Eine Eutrophierung muss nicht notwendigerweise schlecht oder schädlich sein; der Begriff selbst wird oft als "gut ernährt" oder "gute Nahrung" aus dem Griechischen übersetzt. Eine Eutrophierung kann jedoch künstlich beschleunigt werden, worunter der See oder das Küstengebiet mit seinen Bewohnern schließlich leidet, wenn der Nährstoffeintrag die natürliche Kapazität des Gebiets deutlich überschreitet.
Die Rolle des Menschen bei der Eutrophierung
Menschliche Aktivitäten haben in den letzten Jahrzehnten (etwa seit Mitte des 20. Jahrhunderts) zu einem dramatischen Anstieg der Menge an N und P in vielen aquatischen Systemen geführt.
Anthropogene Stickstoff- und Phosphorquellen
- In der Landwirtschaft, auf Golfplätzen und in Gärten eingesetzte Düngemittel
- Bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe freigesetzter Stickstoff
- Abfluss aufgrund von Bodenerosion
- Abwässer von Kläranlagen
Auswirkungen auf Ökosysteme der Küste
Obwohl Pflanzen Nährstoffe zum Überleben brauchen, kann ein zu hoher Nährstoffgehalt des Wassers zu verschiedenen Problemen führen. Eine zu starke Erhöhung löst eine Reihe komplexer biologischer und chemischer Reaktionen aus, welche die Wasserqualität - und damit auch die Artenvielfalt - ernsthaft bedrohen können. Es kann auch zu Gefährdungen der menschlichen Gesundheit kommen. Die mit einer Eutrophierung einhergehenden Prozesse und Auswirkungen auf die Küste sind gut dokumentiert und gehören zu den größten Gefährdungen der Gesundheit mariner Ökosysteme.
Die Primärproduktion wird üblicherweise durch die Verfügbarkeit von Licht und Nährstoffen limitiert. Bei einer Nährstoffanreicherung steigt die Primärproduktion durch das Phytoplankton, wodurch sich die Biomasse erhöht. Dies kann sogar zu Algenblüten führen, was wiederum zu einer Verringerung der Transparenz und somit zur Verminderung der euphotischen Tiefe in der Wassersäule führt.
Folgen der Euthrophierung
Zu den wesentlichen Folgen der Eutrophierung zählen Änderungen der Struktur und Funktionsweise des gesamten marinen Ökosystems sowie eine verminderte Stabilität des Systems. Zunehmende Nährstoffeinträge führen zu folgenen chemischen Reaktionen:
- Entsprechende Zunahme der Nährstoffkonzentrationen in der Wassersäule
- Änderung des Verhältnisses zwischen gelöstem anorganischen Stickstoff (DIN, vom Englischen 'Dissolved inorganic nitrogen') und gelöstem anorganischen Phosphor (DIP, vom Englischen 'Dissolved inorganic phosphorus') im Wasser
Was ist das DIN:DIP-Verhältnis?
Reaktionen auf die Nährstoffanreicherung (in pelagischen Ökosystemen) umfassen einen graduellen Übergang hingehend zu:
- Erhöhte Primärproduktion des Planktons im Vergleich zur benthischen Produktion
- Mikrobielle Nahrungsnetze dominieren gegenüber geradlinigen planktischen Nahrungsketten
- Nicht-kieselsäurehaltige Arten des Phytoplanktons dominieren gegenüber Diatomeen-Arten
- Gallertartiges Zooplankton (Quallen) dominiert gegenüber Krebstier-Zooplankton
Die Folgen der Eutrophierung werden oft in drei Gruppen unterteilt:
- Kausative (verursachende) Faktoren: Einträge, erhöhte Nährstoffkonzentrationen, Abweichungen vom Redfield-Verhältnis
- Direkte Effekte: Primärproduzenten, d.h. Phytoplankton und Wasserpflanzen
- Indirekte (sekundäre) Effekte : bezogen auf Zooplankton, Fische und wirbellose benthische Fauna (die am Meeresgrund lebenden Tiere).
In der SEOS-Lerneinheit Verschmutzung der Meere erfahren Sie mehr über Eutrophierung und über schädliche Algenblüten.