1. Nike-Schuhe und Gummienten
Mit dem Strom treiben
Im Mai 1990 riss ein Sturm, der im Süden Alaskas tobte, 21 Container von Bord der Hansa Carrier, einem Container-Schiff auf seiner Fahrt von Korea zu den USA, ins Meer. Fünf dieser Container brachen auf und entließen etwa 61 000 Nike-Sportschuhe und Stiefel in den Pazifik.
Im darauf folgenden Winter wurden hunderte von Schuhen auf den Stränden von British Columbia, Washington and Oregon ans Land gespült.
Na logisch! Die Schuhe trieben ja mit den lokalen Strömungen vom Unfallort bis zur Küste, könnte man sagen. Aber, war es das naheliegendste Stück Land überhaupt? Immerhin benötigten die Schuhe etwa 8 Monate, um dorthin zu gelangen.
Im Sommer 1992 kamen dann auch Schuhe auf Hawaii an. Wie sind sie dorthin gekommen und warum brauchten sie 10 Monate länger? Betrachtet man die Entfernung zwischen dem Unfallort und Hawaii unterscheidet sie sich nicht sehr viel von der Entfernung des Unfallorts zur nordamerikanischen Pazifikküste.
Welche Rolle spielten hier Meeresströmungen?
Nun, jeder Schuh besaß eine einmalige Seriennummer und aus dem Schiffslogbuch war die Position des Unfallorts bekannt. Auf diese Weise wurde das Ereignis zu einem "Drifter-Experiment" im Ozean mit der größten Anzahl nummerierter "Drifter" überhaupt.
Drifter gehören zu den wichtigsten Werkzeugen eines Ozeanographen zur Erforschung von Meeresströmungen. Computersimulationen (numerische Modelle) werden auch häufig benutzt. Es muss aber sichergestellt sein, dass Computermodelle sich auch wie der Ozean in der Realität verhalten. Deshalb vergleichen Ozeanographen ihre Modellprognosen mit Drifter-Resultaten, um Ergebnisse zu validieren.
Der Meeresforscher Carl Ebbesmeyer und sein Kollege Jim Ingraham benutzten das Sportschuhe-Experiment, um das Modell OSCURS (Ocean Surface Currents Simulator) zu validieren.
OSCURS prognostizierte, dass der Großteil der Schuhe an der nordlichen Spitze von Vancouver Island und an der Küste von Central British Columbia etwa 249 Tage nach dem Unfall stranden würde. Die ersten Berichte über die Ankunft der Schuhe auf Vancouver Island kamen nach 220 Tagen.
Später wurden auch viele Schuhe auf Queen Charlotte Island und in North Oregon gefunden, ein Indiz dafür, dass manche Schuhe nach Norden und manche nach Süden weiter trieben, als sie die Küste erreichten.
Insgesamt wurden von Strandgutsammlern 1600 Schuhe (2,6%) gefunden und gemeldet. Verglichen mit geplanten Experimenten mit Drifterflaschen sind 2,6% ein gutes Ergebnis. Normalerweise werden nur 1-2% der Driftern wiedergefunden.
...und was ist mit Gummienten?
Ein anderer Drifter-Unfall hat weltweit die Fantasie der Menschen angeregt.
Können Sie Wahrheit und Lüge in der Gummienten-Geschichte auseinander halten?