3. 'Maschinenräume' der oberen Breitengrade
Zwei Meere
Zwischen dem Oberflächenmeer - der vom Wind beeinflussten Schicht des Ozeans - und der Atmosphäre findet ununterbrochen ein Austausch statt. Innerhalb weniger Tage bis zu mehreren Jahren fließen zwischen den beiden Wärme, Feuchtigkeit und Gase wie Sauerstoff und Kohlendioxid hin und her.
Das Oberflächenwasser ist nur einige hundert Meter tief. Darunter liegt die Tiefsee, deren Wasser sehr kalt und sehr schwer ist. Dies verhindert, dass Tiefenwasser nach oben steigt und dass Oberflächenwasser, welches wärmer und leichter ist, nach unten sinkt.
Zwischen dem Oberflächenwasser und der Tiefsee liegt die Thermokline, eine Wasserschicht ab etwa 1000 m Tiefe, deren Temperatur mit zunehmender Tiefe rapide abnimmt.
Die Thermokline funktioniert wie ein Deckel auf der Tiefsee, der verhindert, dass Kälte, CO2 und nährstoffreiches Tiefenwasser an die Oberfläche steigt.
Entstehung des Tiefenwassers
Wasser in der Tiefsee ist sehr kalt und sehr schwer. Um es zu ersetzen, muss das Oberflächenwasser seinen Salzgehalt und seine Temperatur dem Tiefenwasser angleichen.
- Betrachten Sie den vertikalen Aufbau des Atlantik (oben). In welchen Breiten entsteht Tiefenwasser?
- Wie hängt dies mit der Thermokline zusammen?
- Auf den SST-Karten kennzeichen Sternchen die Regionen, in denen Tiefenwasser entsteht (rechts). Was sind typische Oberlächentemperaturen in diesen Gebieten? Wie kann man mit dieser Information die Tiefenlage des NADW und AABW im Atlantik erklären?
Absinken im Nordatlantik
Wenn das warme Oberflächen- wasser des Golfstroms den Atlantik überquert, kehrt ein Großteil davon auf dem 40°N in den Süden zurück. Der Rest fließt jedoch weiter Richtung Nordwest (siehe Abbildung).
Ein Teil des Wassers im nördlichen Zweig umkreist den Subpolarwirbel, fließt in die Labradorsee ein, und sinkt dort ab.
Der östliche Zweig fließt weiter an Schottland vorbei bis ins Nordische Meer - das Ozean zwischen Grönland, Island und Norwegen - und beginnt dort abzusinken. Erst in der Tiefe kehrt das kalte, dichte North Atlantic Deep Water (NADW) zurück in den Süden.
Wärme für die Arktis
Der verbleibende Rest des warmen, salzigen Wassers des Golfstroms fließt weiter Richtung Arktis. In der Barentssee sorgt es für eisfreie Bedingungen im russischen Hafen Murmansk.
Ein weiterer Zweig fließt an Svalbard vorbei ins Arktische Meer und bildet den Westspitsbergen. Im Herbst und Frühwinter kann man das sub-tropische Wasser dieser Strömung wegen seiner hohen Temperatur und Salzgehalt auf dem Gebiet um den 80°N Breitengrad leicht erkennen.
Absinken im Südlichen Ozean
In den eiskalten Temperaturen der Antarktis entsteht aus Ober-flächenwasser, sobald es anfängt zu frieren, kaltes, schweres Wasser.
Da Eis kaum Salz enthält, hinterlässt es beim Zufrieren eine salzige, kalte Lauge. Diese Lauge sinkt ab und vermischt sich auf seinem Weg nach unten mit dem etwas wärmerem Wasser aus der unmittelbaren Umgebung. Diese Mischung bildet das Antarctic Bottom Water (AABW). Es fließt in nördliche Richtung in der Tiefe durch alle großen Weltmeere.
Das AABW ist durch seinen hohen Salzgehalt und niedrigen Temperaturen (weniger als 0°C) leicht zu erkennen.
Zurück an die Oberfläche
Tiefenwasser wird aufwärts gemischt: in Regionen, wo Ström-ungen sich entlang des Äquators verzweigen; wo mehrere Ström-ungen zusammenkommen oder dicht nebeneinander fließen; sowie an Stellen, wo Unterwasser-erhebungen die Strömung unter-brechen oder ablenken.
Die endgültige Rückkehr an die Oberfläche findet in Auftriebsgebieten statt, an Stellen, wo eine Strömung sich verzweigt, und im Südlichen Ozean, wo die Thermokline zusammengebrochen ist.