4. Das große marine Ökosystem des Benguelastroms
(BCLME-Benguela Current Large Marine Ecosystem)
Ein sehr fruchtbares Auftriebsgebiet
Das 'Beguela Current Large Marine Ecosystem' ist der ertragreichste Küstenauftriebsgebiet der Erde. Es ist höchst produktiv und versorgt Fischereien jährlich mit über einer Million Tonnen Fische und anderen Meeresfrüchten wie Hummer, Kabeljau, Dorsch, Schellfisch, Sardinen und Sardellen.
Sardinen und Sardellen laichen auf den Ufern des Agulhas. Mit der Strömung treiben dann die Eier und Larven in westliche Richtung zurück in das Benguelasystem.
Diese winzigen Fische sind Nahrung für größere Fische, Meeres- säugetiere und Vögel. Sardinen und Sardellen haben eine große kommerzielle Bedeutung, die allerdings in den letzten Jahren etwas abgenommen hat.
Potenzielle Umweltrisiken für das Ökosystem sind Überfischung, Veränderungen des Biotops und ein hohes Verschmützungsgefahr durch Ölbohrungen und Abbau von Mineralien am Meeresboden, es sei denn, dies wird ökologisch und umweltfreundlich betrieben.
Internationale Zusammenarbeit
Das 'Benguela Current Ecosystem' umfasst das Gebiet von der südlichen Spitze des afrikanischen Kontinents bis zum Übergang in den Guineastrom nördlich von Angola.
Um eine nachhaltige Nutzung des Benguelasystems zu etablieren, vereinbarten die Regierungen von Südafrika, Namibia und Angola eine Kooperation und gründeten die 'Benguela Commission', die sich mit länderübergreifenden Umweltbelangen befassen soll (siehe Links).
Zu den grenzübergreifenden Belangen gehören die Wanderung wertvoller Fischbestände jenseits der nationalen Grenzen,
die Einfürung invasiver Tier- und Pflanzenarten durch das Ablassen von Ballastwasser aus Schiffen, und die Verbreitung von
Schadstoffen und schädlichen Algenblüten durch Wind und Strömung.
Die Kooperation zwischen den drei Nationen umfasst
- die Entwicklung ökologischer Vorschriften und Maßnahmen zur Regulierung der Fischerei,
- die Entwicklung einer praktikablen Meereskulturpolitik,
- die Untersuchung sozio-ökonomischer Auswirkungen unter- schiedlicher Fischfangmethoden,
- die Lösung des Interessenkonflikts zwischen der Fischereiindustrie und dem Abbau von Diamanten, Gold, Öl und Gas im Küstengebiet.
Schädliche Algenblüte und Schwefelausbrüche
Eine hohe Phytoplankton- produktion in den nährstoff- reichen Auftriebsgebieten ist die Voraussetzung für ein üppiges Leben im Benguela. Dennoch können auch diese positiven Bedingungen das Wachstum schädlicher Algen begünstigen. Die Algenblüte ist eine natürliche Nebenwirkung des hohen Nähr- stoffgehalts im Auftriebsgebiet, kann aber auch durch Zufuhr von Schmutzwasser und Ausschwemmungen noch verstärkt werden.
Nach einer intensiven Blüte stirbt das Phytoplankton ab und sinkt in die Tiefe. Bei der Verwesung verbraucht es den gesamten Sauerstoff im Wasser. Tiere, die auf dem Meeresboden leben, könnten ersticken, wenn sie nicht rechtzeitig ausweichen.
Mangel an Sauerstoff in den Sedimenten unterhalb der Auftriebs-gebiete führt zur Produktion von Schwefelwasserstoff (der sehr giftig ist und nach faulen Eiern stinkt) und verleiht den Sedimenten eine schwarze Färbung.
Manchmal bricht Schwefelwasser- stoffgas aus den Sedimenten heraus und steigt in riesigen Eruptionen aufwarts zur Meeresoberfläche, die sogar aus dem Weltall sichtbar sind (links). Solche giftige Ausbrüche können unzählige Fische töten (siehe Links).
Mögliche Folgen der globalen Erwärmung
Mit der globalen Erwärmung könnte das Auftreten schädlicher Algenblüten sowie Schwefelausbrüche zunehmen. Eine weitere Folge könnte die Störung des Gleichgewichts in den Auftriebsgebieten sowie eine Vermischung des warmen und kalten Wassers sein.
Periodische El Niño-ähnliche Phänomene haben in der Vergangenheit negative Auswirkungen auf das Wanderungsverhalten von Fischen, Vögeln und Säugetieren gezeigt und viele Arbeitsplätze in der Fischerei vernichtet. Wird die Erde wärmer, können auch die sogenannten ‘Benguela-Niños’ zunehmen.