Ergänzung 2.13: Auswirkung von Ölverschmutzungen auf Fischerei und Aquakultur

Ölverschmutzungen können der Fischerei und der Aquakultur schaden durch:

  • physikalische Verschmutzung,
  • giftige Wirkungen
  • indem die Geschäftstätigkeit unterbrochen wird

Art und Umfang der Auswirkungen einer Ölverschmutzung auf die Produktion von Fisch und Meeresfrüchten sind abhängig von den Eigenschaften des ausgetretenen Öls, den Umständen des Zwischenfalls und der Art der betroffenen Fischerei- oder Geschäftsaktivität. In manchen Fällen können effektive Aufräumarbeiten und Schutzmaßnahmen Schäden verhindern oder minimieren.

Salmon farm
Lachsfarm.
Foto: Salmon Farm Protest Group / Marine Photobank

Eine Vielzahl an Faktoren bestimmt die Eigenschaften und somit die möglichen Auswirkungen, die eine Ölverschmutzung auf empfindliche Ressourcen hat. Ölunglücke können zu erheblichen Beeinträchtigungen der Meeresfrüchte und Fischressourcen führen. Manchmal ziehen sie aber auch kaum Konsequenzen nach sich. Weder das Volumen des ausgetretenen Öls noch irgendein anderer Einzelfaktor stellt einen zuverlässiger Maßstab dar, anhand dessen Schäden vorhergesagt oder gemessen werden könnten. Deshalb ist eine genaue Untersuchung vieler Aspekte eines Ölunglücks notwendig, um zu korrekten Ergebnissen zu kommen. Ähnlich schwierig ist es, präzise Vorhersagen zu den Wirkungen der Maßnahmen im Umgang mit Ölverschmutzungen zu machen.

Physikalische Verschmutzung

Fishermen in Indonesia using gill net
Stellnetze nutzende Fischer in Indonesien.
Foto: Sterling Zumbrunn / Marine Photobank

Öl kann Boote und Ausrüstung verschmutzen, die zum Fang und für die Zucht kommerzieller Arten eingesetzt werden. Eine solche Verunreinigung mit Öl geht schnell auf den Fang über. Da viele Fischereiprodukte als Massenware gehandhabt werden, ist es nur selten zweckmäßig, ölverschmutzte Exemplare herauszusuchen und zu entfernen. Auftriebskörper, Treibnetze, Wurfnetze und Fallen, die sich über der Meeresoberfläche erstrecken, werden am ehesten von schwimmendem Öl verschmutzt. Angelleinen, Grundschleppnetze sowie die untergetauchten Teile von Zuchteinrichtungen sind hingegen besser geschützt, sofern sie nicht durch die ölbedeckte Oberfläche gehoben oder von abgesunkenem Öl beeinflusst werden.

Besonders empfindlich sind küstennahe Zuchteinrichtungen, wie z.B. die für die Austernzucht genutzte Tischkultivierung. Die verwendeten Tische befinden sich üblicherweise in dem Uferbereich, wo Öl oft angespült wird. Muscheln und in Käfigen oder Becken gezüchtete Tiere sind in der Regel nicht in der Lage, den Kontakt mit Ölschadstoffen im Wasser zu vermeiden, wodurch sich die Folgen in Form von Verderben und Absterben der Tiere verschlimmern. Das Vorhandensein von Schadstoffen kann wesentlich zu den Stressfaktoren beitragen, denen die Tiere bereits durch die Haltungsbedingungen in einer künstlichen Umgebung ausgesetzt sind. Ist beispielsweise die Individuendichte oder die Wassertemperatur einer Fischfarm zu hoch, so steigt das Risiko des Absterbens, Erkrankens oder eines gehemmten Wachstums der Tiere infolge einer Ölverschmutzung.

Giftige Wirkungen

Water quality testing-shrimp farm
Bestimmung der Wasserqualität auf einer Krabbenfarm.
Foto: OceanBoy Farms / Marine Photobank

Im Allgemeinen hängt die giftige Wirkung von Öl auf die marine Fauna von der Dauer des Einwirkens und von der Ölkonzentration in der Umwelt ab. Ausgewachsene freischwimmende Fische, Krabben, Tintenfische, und Wildbestände anderer für den Handel wichtiger Meerestiere und -pflanzen erleiden dadurch, dass sie Ölverschmutzungen ausgesetzt sind, nur selten langfristige Schäden. Das liegt daran, dass die Ölkonzentration im Wasser nur selten hoch genug wird, als dass sie schädlich wäre.

Die schwerwiegendsten Folgen treten an der Küste auf, wo die Tiere und Pflanzen mit Öl umhüllt und bedeckt oder giftigen Bestandteilen des Öls direkt ausgesetzt werden. Durch Ebbe und Flut wird ein Küstenstreifen der Ölverschmutzung ausgesetzt. Essbare Algen und Seeigel sind Beispiele für küstenbewohnende Arten, die besonders sensibel gegenüber der Umhüllung mit Öl und seiner Giftwirkung sind. Über die Möglichkeit des Absterbens hinaus kann das Öl auch weniger offensichtiche Auswirkungen auf das Verhalten, die Nahrungsaufnahme, das Wachstum oder die Vermehrung der Tiere haben.

Ökonomische Folgen

Die stärkste, von Ölverschmutzungen ausgehende Gefahr für die Fischerei und Aquakultur stellt der wirtschaftliche Schaden dar, der sich aus der Unterbrechung der Geschäftstätigkeit ergibt. Auf dem Wasser befindliches Öl und die Aussprechung zeitweiser Fischerei- und Ernteverbote behindert die normale Produktion. Des Weiteren kann es auch zu mangelndem Vertrauen in den Markt kommen, was zu sinkenden Preisen oder dem gänzlichen Verzicht auf Fischereiprodukte seitens der Händler und Konsumenten führen kann. Im Extremfall kann schon die reine Spekulation bezüglich einer möglichen Verschmutzung den Absatz teurer Luxusprodukte verhindern. Dazu kann es selbst dann noch kommen, wenn die betroffenen Produkte als nicht verdorben befunden wurden, nachdem mit Hilfe umfangreicher Laboruntersuchungen nachgewiesen wurde, dass der Schadstoffgehalt nicht über der natürlichen Grundbelastung liegt.

Live sea food trade in Vietnam
Fisch stellt oft die Hauptproteinquelle für Küstenbewohner dar, weshalb die Sauberkeit der Produkte entscheidend ist.
Foto: Handel mit lebenden Meerestieren in Vietnam. Kathleen Reaugh / Marine Photobank
Quelle: ITOPF 2004

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