2. Die Roaring Forties und der Antarktische Zirkumpolarstrom
Gibt es einen 'richtigen' Weg, die Welt zu umsegeln?
Sollte man Seeleuten Glaube schenken, gäbe es sicherlich einen 'falschen' Weg: von Ost nach West, gegen Windrichtung und Strömung.
Im Zeitalter der Segelschiffe vor dem Bau des Panamakanals mussten Schiffe das Kaphoorn an der südlichen Spitze Amerikas umrunden, um Passagiere von der Atlantikseite zur Pazifikseite des Kontinents zu befördern. Kaphoorn war berüchtigt wegen der dort lauernden Gefahren: starke Winde, hohe Wellen und Eisberge. Wer es schaffte, das Kaphoorn erfolgreich nach Westen zu umrunden, gehörte fortan zu den 'hoch angesehenen' Seeleuten. Diese durften einen Ring am linken Ohr tragen und in den Wind pinkeln.
Die Welt zu umsegeln bedeutet heute immer noch: dem kalten, stürmischen, eisbergverseuchten südlichen Ozean im Bereich der Antarktis zu trotzen. Dies noch "falsch herum" zu tun, nach Westen gegen den Wind, gilt als besondere Herausforderung.
Die Roaring Forties
Das Kaphoorn westwärts zu umrunden bedeutet, gegen die Roaring Forties zu segeln. Es sind die vorherrschenden Westwinde, die den Globus zwischen dem 40. und 60. südlichen Breitengrad umkreisen. Da der Wind von keiner Landmasse gebremst wird, sind die Roaring Forties stärker und hartnäckiger als die Westwinde auf der Nordhalbkugel. Die Windgeschwindigkeit in der Region zwischen 40°S and 60°S beträgt im Durchschnitt 15-24 Knoten (8-12 m s-1). Zwischen 45°S und 55°S sind sie gewöhnlich am stärksten.
Der Antarktische Zirkumpolarstrom
Die treibende Kraft hinter dem Antarktischen Zirkumpolarstrom (oder ACC - Antarctic Circumpolar Current) sind die Roaring Forties. Der ACC ist die größte Meeresströmung der Welt. Seine enormen Wassermengen gleichen mehr als hundertfach der Wassermengen aller Flüsse der Welt zusammen. Dennoch beträgt seine Geschwindigkeit an vielen Stellen nur etwa 20 cm s-1 oder weniger.
Der Grund für diese enormen Wassermengen liegt nicht in der Geschwindigkeit, sondern vielmehr in der Breite und Tiefe. Im Gegensatz zu anderen windgetriebenen Strömungen, die nicht tiefer als 800 - 1000 m reichen, kann der ACC 2000 - 4000 m tief und bis zu 2000 km breit sein.
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Kapitel 2 - Zusammenfassung
- Oberflächenströmungen werden von den vorherrschenden Winden angetrieben. Sie bilden gigantische Meereswirbel in den drei großen Ozeanen der Welt.
- Es gibt fünf subtropische Meereswirbel. In den Subtropen werden sie von den Ostpassatwinden angetrieben, auf den mittleren Breitengraden von der Westwinddrift.
- Auf der Südhalbkugel zwischen 40 und 50°S treibt die Westwinddrift auch den Antarktischen Zirkumpolarstrom an, der die Antarktis umkreist.
- Auf der Nordhalbkugel werden die Strömungen von den Kontinenten umgelenkt, so dass sie die subpolaren Meereswirbel im Atlantik und Pazifik bilden. Beide Wirbel werden von der Westwinddrift der mittleren Breitengrade angetrieben.