3. Nachhaltige Forstwirtschaft
Abholzung (1/2)
Die Fernerkundung bietet den Vorteil, dass sie Daten über eine große Fläche liefert. Abhängig vom Aufbau des Satelliten und Sensor kann die erfasste Fläche 10 bis hunderte Kilometer breit sein. Natürlich muss immer ein Kompromiss zwischen räumlicher Auflösung und der Größe des Blickfeldes des Sensors eingegangen werden (weitere Informationen erhalten Sie hier).
Manchmal erfordern Fernerkundungsdaten nur einen minimalen Bearbeitungsaufwand, ehe man ihnen Informationen entnehmen kann. In dem Beispiel in der rechten Spalte ist das Ausmaß der Abholzung in Brasilien in einem vierjährigen Zeitraum von 2002 bis 2006 zu sehen. Die einfache Betrachtung der ersten beiden Bilder zeigt schon einen sehr deutlichen Unterschied. Die fortschreitende Abholzung kann noch detaillierter dargestellt werden, wenn die beiden Bilder klassifiziert werden, um die Waldbedeckung auf jedem Bild zu bestimmen. Dann werden die Bereiche aufgezeigt, die 2002 noch mit Wald bestanden waren, 2006 aber nicht mehr. Die Ergebnisse aus diesem Vergleich sind auf dem untersten Bild dargestellt.
Da Waldflächen und offenliegende Böden sehr unterschiedliche spektrale Signaturen aufweisen, ist es beim Klassifikationsprozess sehr einfach, diese Flächen voneinander zu unterscheiden. Dies gelingt auch dann, wenn nur sehr wenige spektrale Banden für die Klassifikation zur Verfügung stehen. Die Vegetation besitzt ein sehr geringes Reflexionsvermögen im sichtbaren Bereich, nur im Bereich grünen Lichts ist sie leicht erhöht. Außerdem weist sie eine sehr hohe Rückstreuung im nahen infraroten Bereich auf. Demgegenüber steigt das Rückstreuungsvermögen des Bodens mit wachsender Wellenlänge und bildet dabei eine als Bodenlinie bezeichnete Kurve. Schon wenn nur der rote Bereich (wo die Rückstreuung der Vegetation wegen des Chlorphylls sehr niedrig ist) und der nah-infrarote Bereich (wo die Pflanzenzellen das Reflexionsvermögen erhöhen) berücksichtigt werden, ist es einfach, Wälder von bloßem Boden zu unterscheiden.
Warum findet in Brasilien solch eine intensive Abholzung statt? Der Hauptgrund für die Abholzung von Wäldern besteht darin, dass das Land in ackerbaulich nutzbare Flächen, Wiesen oder sogar Siedlungsflächen umgewandelt wird. Der hohe Bedarf an Nahrungsmitteln sowie die hohen Gewinne, die in der Landwirtschaft erzielt werden, fördern die illegale Rodung von Wäldern zur landwirtschaftlichen Nutzung der Gebiete.
Brasilien ist nicht das einzige Land der Welt, in dem die Abholzung mit einer beängstigenden Geschwindigkeit fortschreitet. Tropische Wälder wurden in China, Thailand, Malaysia, Nigeria, Liberia, Ghana, auf den Philippinen und Sri Lanka sowie vielen anderen Ländern nahe am Äquator bedeutend reduziert.
In Madagaskar, vor der Südwestküste Afrikas, sind 95% der ursprünglichen Regenwälder verloren gegangen. Das Land leidet daher heute an den Folgen der Abholzung, Wüstenbildung und Bodenverlust. Dies hat wiederum zu Problemen mit den Wasserressourcen geführt, da keine Wälder mehr vorhanden sind, die das Wasser im Boden zurückhalten. Die derzeit vorhandenen Lebensmittel- und Wasserressourcen reichen für die Versorgung der wachsenden Bevölkerung nicht aus.